Die Folgen der Lichtverschmutzung

Den rhythmischen Wechsel zwischen hell (Tag) und dunkel (Nacht) gibt uns das Sonnenlicht in Kombination mit der Erdrotation vor. Keine Größe in der Natur ändert sich in derart großem Umfang wie dieser Hell-/Dunkelrhythmus. Gegenüber einem klaren, sonnigen Sommertag (Beleuchtungsstärke: etwa 130.000 Lux) können Nächte ohne Mond und ohne Lichtverschmutzung (etwa 0,0001 Lux) bis zu 1,3 Milliarden mal dunkler sein.

Licht ist damit der stärkste Zeitgeber, nach dem sich nahezu alle Organismen dieses Planeten richten (direkt oder auf indirektem Weg) bzw. sind sie sogar zwingend auf ihn angewiesen. Seit rund drei Milliarden Jahren ist dieser Hell-/Dunkelrhythmus in den Genen fast aller Organismen fest verankert. Er steuert so gut wie alle lebenswichtigen Prozesse. Vor allem Wach- und Schlafphasen sowie Zell-Reparatur und -Regeneration.

Außer Takt

Da unsere Nächte durch den Einsatz von immer mehr Kunstlicht immer heller werden, verwässert dieser Hell-/Dunkelrhythmus zusehends. Die unentbehrliche Dunkelheit der Nacht schwindet. In den großen Metropolen dieser Welt findet sie eigentlich schon gar nicht mehr statt. Die Folge: Das Leben der Tiere und Pflanzen gerät außer Takt. Es kann zu regelrechten „Burn-Out“-Erscheinungen kommen. Letztlich sogar zu Artensterben. Ganze Ökosysteme geraten dadurch ins Wanken. Und weil dieses alle miteinander vernetzt und verwoben sind, sind die Folgen der Lichtverschmutzung sehr umfänglich und weitreichend. Auch für uns Menschen!

Folgen der Lichtverschmutzung und zu heller Nächte:

Tagaktive Lebewesen/Menschen

Sie werden in ihrer Nachtruhe gestört. Das führt zu Schlafstörungen und Schlafmangel. Dauerhafter Schlafmangel führt wiederum zu Erschöpfungszuständen und sogar zu Krankheiten.

Nachtaktive Lebewesen

Mehr als 60% aller Lebewesen sind nachtaktiv. Sie werden in ihren nächtlichen Aktivitäten gestört (Bestäubung, Fortpflanzung, Futtersuche). Sie werden durch das viele Licht geblendet, verdrängt, abgelenkt, irritiert. Es kommt zu Verhaltensänderungen, Verschiebungen von Räuber-Beute-Beziehungen und Dezimierungen von Lebensräumen und/oder Beständen. Für unzählige Insekten wird Licht sogar zur tödlichen Falle.

Pflanzen

Bei sehr vielen Pflanzen kommt es zur Störung des Produktions-Rhythmus von Duft und Nektar. Oder es verschiebt sich der jahreszeitliche Vegetationsrhythmus. Bäume beispielsweise blühen früher und werfen im Herbst ihr Laub zu spät ab vor allem diejenigen, die direkt an oder unter hellen Lichtquellen (Straßenlaternen) stehen. Das viele Licht suggeriert ihnen, es sei immer noch Sommer. Frostschäden sind die Folge.
Hier ein Beispiel: ► Lichtverschmutzung kann Bäumen schaden

Eine der gravierendsen Folgen der Lichtverschmutzung

I. Bestäubung in Gefahr

Insekten machen mehr als die Hälfte aller Tierarten aus. Da die meisten von ihnen nachaktiv sind, leiden sie am umfangreichsten an den Folgen der Lichtverschmutzung.

Alleine an Deutschlands Straßenlaternen sterben 100 Milliarden Insekten während des Sommers. Sie sterben an Erschöpfung wegen Dauerumkreisung des Lichts, verbrennen oder fallen angelockten Fressfeinden zum Opfer.

Die Biomasse fliegender Insekten ist in den letzten drei Jahrzehnten um fast 80 % zurückgegangen. Die Lichtverschmutzung, so sind sich viele Wissenschaftler einig, ist einer der Hauptgründe dieser dramatischen Entwicklung.

Insekten sind die größte und wichtigste Nahrungsquelle im Tierreich, haben eine bedeutende Aufgabe als Verwerter organischer Stoffe (Pflanzenreste, Tierleichen) und viele von ihnen dienen in der Landwirtschaft als wertvolle Nützlinge. Vor allem aber gehören sie zu den  wichtigsten Pflanzen-Bestäubern. Nahezu alle Wild- und Kulturpflanzen sind auf sie angewiesen. Damit sind Insekten unentbehrlich für das Leben auf diesem Planeten. Den umfangreichsten Beitrag in puncto Bestäubung leisten hier Käfer, Fliegen, Wildbienen und die mehr als 3000 Schmetterlingsarten, die es in Deutschland gibt.

Von den mehr als 3000 Schmetterlingsarten in Deutschland sind über 90 % nachtaktiv. Hält sie das Zuviel an nächtlichem Licht vom Bestäuben ab, ist letztlich das gesamte Ökosystem bedroht. Und damit auch wir Menschen.

Eine Schweizer Studie der Universität Bern aus dem Jahr 2017 brachte zutage, dass sich die Bestäubung von Wiesenpflanzen, die unter oder in der Nähe von Straßenlaternen (LED) wachsen, um fast zwei Drittel reduziert. Künstliches Licht beeinträchtigt also nachweislich die Bestäuber. Das Licht lenkt sie ab, irritiert oder verdrängt sie. Tagaktive Insekten (wie beispielsweise Bienen) können dieses Bestäubungs-Defizit der Nacht nicht kompensieren. Infolge entstehen weniger Früchte auf solchen Wiesenflächen und somit haben die Tagbestäuber ein verringertes Nahrungsangebot und einen verarmten Lebensraum. Das wirkt sich wiederum auf deren Bestände aus. Ein Teufelskreis.

Licht hält manche Insektenarten aber auch ab, bildet regelrechte Barrieren für sie (z.B. eng gesteckte Straßenlaternen). Dadurch werden sie in ihrer Ausbreitung gehemmt und es kommt zur Reduzierung des genetischen Austauschs (mit entsprechenden Konsequenzen für das Ökosystem). Nächtliches Kunstlicht bewirkt Verhaltensänderungen und somit verschieben sich Räuber-Beute-Beziehungen. Ebenso ein Teufelskreis.

Neben der immer stärker werdenden Lichtverschmutzung werden Bestäuber darüber hinaus auch noch durch Monokulturen, Flächenversiegelung, Überdüngung, Pestizide, eingeschleppte Krankheiten, intensive Landwirtschaft oder auch den Klimawandel dezimiert. Natürliche Wildwiesen bieten einigen Tausend Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Doch durch Umwandlung zu Nutzflächen sind rund 98% aller Wildwiesen in Deutschland verschwunden. Damit sind Wildwiesen der derzeit am stärksten bedrohte heimische Lebensraum. Aus wirtschaftlicher Sicht sind Insekten durch ihre Bestäubungsleistung ein immenser Faktor: Über 150 Milliarden Euro sind das Schätzungen zufolge pro Jahr.

Die Folgen des Insektensterbens:

Weniger Nahrungsangebot für alle Tierarten, Reduzierung der Artenvielfalt und weiter zunehmendes Artensterben.

Für uns Menschen sind umfangreiche Ernteausfälle die unmittelbar drohende Konsequenz. Das Insektensterben betrifft somit jeden.

 

II. Gesundheit in Gefahr

Immer mehr Menschen halten sich immer mehr in einer Art Dauer-Dämmerlicht auf: Tagsüber setzt man sich zu wenig dem hellen Tageslicht aus (was aber für unseren Körper unbedingt notwendig wäre) und nachts zu viel dem Kunstlicht. Unser Organismus erkennt immer weniger deutlich einen klaren Wechsel zwischen hell und dunkel. Der menschliche Wach-/Schlafrhythmus gerät somit außer Takt. Auf Dauer kann das zu schwerwiegenden Krankheiten führen.

Durch das nächtliche Kunstlicht kommt es zu Störungen des Schlafs bis hin zu einer Störung des Melatoninhaushaltes im Körper. Das Dunkelhormon Melatonin ist für fast alle Organismen unverzichtbar.

Das Hormon Melatonin steuert viele Körperfunktionen, Reparatur- und Regenerationsprozesse
sowie auch den Wach-/Schlafrhythmus. Obendrein ist Melatonin ein effektives Antioxidans.

Für einen gesunden, erholsamen Schlaf gilt deshalb:

Ein bis zwei Stunden vor dem Schlafengehen sollte helles, vor allem aber bläuliches Licht unbedingt gemieden werden.

Helles, vor allem aber bläuliches Licht hemmt die Melatoninproduktion im Körper. Hierbei reichen bereits kleine Mengen an bläulichem Licht aus (z.B. nachts kurz den Kühlschrank öffnen, die ja zumeist ein bläuliches Innenlicht haben). Bis es nach so einer Lichtexposition zu einem Wiedereinsetzen der Melatoninproduktion kommt, vergeht relativ viel Zeit. Das können ein bis Stunden sein (abhängig von der Helligkeit des Lichtes, dem man ausgesetzt war und vor allem abhängig von der Menge der Blauanteile dieses Lichtes). Helles, bläuliches Kunstlicht vor dem Schlafengehen – oder nachts während einer Schlafunterbrechung – beeinträchtigt spürbar die Schlafqualität. Und zwar über das Einschlafen hinaus. Man schläft also schlecht ein und/oder schlecht durch.

Eine dunkle Schlafumgebung nützt also gar nichts, wenn man zuvor im grellen Badlicht stand, zu lange in helle Bildschirme schaute oder bei längeren Autofahrten dem Licht blendender Straßenlaternen und Autoscheinwerfer ausgesetzt war.
Je bläulicher dabei das Licht, umso intensiver die Negativ-Wirkung.

 

Für Schlafstörungen reicht auch schon schwaches Licht

Eine relativ schwache Lichtquelle, die einem nachts in den Schlafraum hineinscheint (z.B. eine Straßenlaterne auf direktem oder indirektem Weg), hemmt die Melatoninausschüttung eher kaum bis zumeist gar nicht. Doch dieses schwache Licht vermag trotzdem auszureichen, den Schlaf oder das Einschlafen zu stören. Wie stark sich eine Lichtquelle in der Schlafumgebung auf die Schlafqualität tatsächlich auswirkt, ist individuell sehr unterschiedlich. Jeder reagiert hier unterschiedlich.

Aber egal wie: Ist der Schlaf oder gar der Wach-/Schlafrhythmus anhaltend gestört, kann es nachgewiesenermaßen zu schwerwiegenden Krankheiten kommen wie Übergewicht, Depressionen, Herz-/Kreislauferkrankungen, Schwächung des Immunsystems, Diabetes oder sogar Krebs. Eine der vielen Studien zu diesem Thema belegt unter anderem, dass an stark beleuchteten Orten der Schlafmittelkonsum deutlich erhöht ist. Die Folgen der Lichtverschmutzung sind also weitreichend.

Doch man kann etwas dagegen tun

Die Folgen der Lichtverschmutzung bzw. die Lichtverschmutzung und ihre ständige Zunahme sind ein ernsthaftes Umweltproblem mit weitreichenden Folgen für den Planeten. Mit dem vielen Kunstlicht sägen wir immer weiter an dem Ast, auf dem wir sitzen. Doch dieses Umweltproblem ist ein lösbares, bei dem jeder einzelne mithelfen kann.

Wie genau, das zeigen wir Ihnen HIER (Reduzierung der Lichtverschmutzung) …

III. Weitere Folgen ...

Die Lichtverschmutzung hat auf so viele Ökosysteme und Prozesse in der Natur Einfluss, dass man gar nicht alle aufzählen kann. Zudem sind die Wirkungen und Konsequenzen derart vielschichtig und komplex, dass die aktuelle Forschung zu den Folgen der Lichtverschmutzung teils noch sehr am Anfang steht und teils auch im Einzelnen noch keine eindeutigen, klar interpretierbaren Ergebnisse liefert. Fakt ist auf alle Fälle, dass die Lichtverschmutzung sehr umfangreich wirkt und einwirkt.

Nachfolgend haben wir einige weitere gravierende Folgen der Lichtverschmutzung zusammengefasst:

Vögel/Zugvögel

Die Lichtverschmutzung führt bei Vögeln dazu, dass sie aus dem Rhythmus kommen. Nachts kommen sie nicht zur Ruhe und können auch nicht mehr erholsam schlafen. Besonders problematisch ist es im Winter. Da hier das Futterangebot ganz besonders knapp ist, reduzieren die Vögel automatisch ihren Stoffwechsel, um Energie zu sparen. Doch das passiert um so weniger, je heller die Schlafumgebung der Vögel ist. Der Energiebedarf der Tiere steigt also durch die Lichtverschmutzung. Diesen können Sie aber wegen der Nahrungsknappheit nicht ausreichend decken. In kalten Wintern kann dies zu Bestanddezimierungen führen.
Das viele Licht in der Nacht lässt Vögel nicht nur länger singen und aktiv sein, sondern auch früher brüten. Durch die Verfrühung ist aber unter Umständen ein noch nicht ausreichend großes Nahrungsangebot an Insekten und Früchten für die Jungvögel da. Die immer weiter steigende Lichtverschmutzung raubt immer mehr Vögeln aber auch die Orientierung nachts (z.B. Eulen). Es kommt immer mehr zu tödlichen Kollisionen von heimischen Vögeln mit Hindernissen (Bäume, Bauwerke).
Doch auch die Zugvögel sind betroffen, da etwa 2/3 nachts ziehen. Während ihrer Flugrouten orientieren sie sich mithilfe ihrer Augen einerseits am Erdmagnetfeld, andererseits aber auch an den beiden Rotationszentren des Sternenhimmels – also dem Himmelsnordpol und Himmelssüdpol. Die Lichtverschmutzung hemmt diesen Orientierungssinn. Die Vögel sind verwirrt oder zeitweise sogar völlig desorientiert beim nächtlichen Überfliegen heller Areale. Dort kommt es dann zum Auflösen von Flugformationen oder umgekehrt zu einer Verdichtung der Anzahl an Vögeln (was zu Zusammenstößen führen kann). Die irritierten Zugvögel kreisen stundenlang um diese Lichtglocken. Das kostet sie wertvolle Zeit und Energie, was ebenso zu Bestandsdezimierungen führt. Je diesiger es ist, desto mehr werden die Vögel von solchen Gebieten angezogen. Dabei kommt es dann vor allem an hohen Gebäuden und Bauwerken (auch an unbeleuchteten) zu tödlichen Massen-Kollisionen. Fälle mit über 10.000 toten Zugvögeln durch Kollisionen an nur einem Bauwerk in nur einer Nacht sind keine Seltenheit und weltweit bekannt. Jährlich summiert sich das auf mehrere Millionen Zugvögel auf, die durch solche Kollisionen verenden.

Fledermäuse

Fledermäuse gehören zu den ältesten Tierarten und sind für das gesamte Ökosystem ein wichtiger Bestandteil. Während ihrer nächtlichen Touren sind sie vor allem wirksame Schädlingsbekämpfer. Die europäischen Arten ernähren sich sogar ausschließlich von Insekten (neben Nachtfaltern auch beispielsweise von Stechmücken, Fliegen und vielen Käferarten, die für Pflanzen schädlich sind). Damit sind sie für die Landwirtschaft und somit auch unmittelbar für uns Menschen äußerst wertvoll. Doch alle der 22 Fledermaus-Arten in Deutschland stehen mittlerweile auf der „Roten Liste“ der vom Aussterben bedrohten Arten. Sie finden wegen uns Menschen immer weniger geeignete Lebensräume, Quartiere und Brutstätten.
Hinzu kommt die Lichtverschmutzung, die Fledermäusen gleich in mehrfacher Hinsicht schadet. Die Lichtverschmutzung dezimiert nämlich einerseits immer mehr Insekten und reduziert folglich das Nahrungsangebot für die Fledermäuse in immer größeren Umfang. Andererseits beeinflusst die Lichtverschmutzung die nächtliche Aktivität dieser Tiere: Einige Arten profitieren davon, dass sie in der Nähe von hellen nächtlichen Lichtquellen massenhaft Insekten zum Fressen vorfinden (z.B. in der Nähe von Straßenlaternen oder hell beleuchteten Gebäuden oder Schaufenstern. Schaufenster-Beleuchtungen). Andere Arten wiederum werden durch solches Licht bei ihrer Futtersuche gestört und somit gehemmt. Und wieder andere werden durch die Lichtverschmutzung sogar vollständig und dauerhaft von der Futtersuche abgehalten – mit entsprechenden Folgen.
Doch das ist noch nicht alles: Die Lichtverschmutzung dezimiert auch unmittelbar Fledermausbestände. Denn diese Tiere reagieren extrem empfindlich auf Licht, dass sich in der Nähe von ihren Quartieren befindet. Je heller und mehr Blauanteile dieses Licht hat, umso intensiver die Reaktionen. Sie verlassen dann entweder solche Quartiere, oder fliegen artenabhängig erst deutlich verspätet oder im schlimmsten Fall auch gar nicht mehr aus. Besonders fatal ist es, wenn Licht innerhalb der Quartiere der Fledermäuse leuchtet. Das bedeutet zumeist den Tod der gesamten Population.
Und zuletzt kann helles weißes Licht so sehr zur Desorientierung bei Fledermäusen führen, dass es zu tödlichen Kollisionen mit Hindernissen kommt. Es wird vermutet, dass Licht zu einer „Abschaltung“ des Echolots der Tiere führt.

Aquatische Lebewesen

Auch Zooplankton,  wie z.B. Wasserflöhe, unterliegt dem täglichen Hell-/Dunkelwechsel. Ist es dunkel genug, suchen sie die oberen Wasserschichten auf, um dort andere Organismen sowie Algen zu fressen. Damit ist Zooplankton ein wichtiger Bestandteil der Selbstreinigungsprozesse von Gewässern und dient zudem auch noch als essentielle Nahrungsquelle vor allem für Fische. Zu viel nächtliches Licht an Gewässeroberflächen stört die tägliche Wanderung des Zooplanktons und ist damit eine signifikante Störquelle für dieses Ökosystem. Dafür reicht bereits die geringe Helligkeit von diffus leuchtender Lichtglocken entfernter Städte aus. Entsprechend erheblicher wirken Lichtquellen (Straßenlaternen, Werbe- oder auch Brückenbeleuchtung) direkt an Gewässern auf aquatische Lebewesen.
Doch es sind auch größere Wasserleben unmittelbar betroffen: Aus noch unbekannten Gründen verharren einige Fischarten (vor allem Lachse, Aale) während ihrer Laichzüge an hell ausgeleuchteten Brücken, die regelrechte Barrieren bilden. Die Fische erreichen verspätet oder teils auch gar nicht ihr Ziel. Ebenso hat nächtliches Licht Einfluss auf deren Brutverhalten. So auch auf bestimmte Krötenarten und andere Amphibien.

Verlust des Sternenhimmels

Jahrtausende lang wurde es nachts immer so dunkel, dass alle Menschen auf der Welt den beeindruckenden Sternenhimmel bestaunen konnten. Jahrtausende lang wurde davon maßgeblich die Kunst, die Wissenschaft, die Religion und die Tradition der Menschen beeinflusst und geprägt. Dieses wertvolle Kulturgut haben wir innerhalb von ein paar Jahrzehnten nahezu zerstört. Heutzutage wird einem dieser Verlust erst dann bewusst, wenn man mal an einem wirklich dunklen Ort fernab aller Lichter ist und sich einem der Sternenhimmel in ganzer Pracht offenbart. Das, was wir heute überwiegend dort oben sehen, hat mit dem echten Himmel, wie er eigentlich ist, nicht mehr viel zu tun … Statt bis zu rund 6000 Sterne kann man mit bloßem Auge von hellen Dörfern, Städten und Metropolen aus teils nur noch ein paar Hundert bis ein paar Dutzend davon sehen. Die Lichtverschmutzung raubt uns die Sterne.
Die Folge: Wir Menschen verlieren immer mehr das Gefühl für unseren Platz im Universum. Denn die tausende Sterne und das beeindruckende Band der Milchstraße zeigen uns nicht nur, wo wir zu Hause sind in den Weiten des Alls, sondern auch, wo wir herkommen. Sie erinnern uns daran, dass unser Planet etwas Einzigartiges und Wunderbares ist, der wie ein Mosaiksteinchen zum gesamten Gefüge des Kosmos gehört. Ohne Sterne verlieren wir Menschen das Bewusstsein unseres Seins. Ohne die Sterne gäbe es uns überhaupt nicht. Es ist ein unsäglicher Verlust, sie immer weniger und blasser sehen und ehrfürchtig bestaunen zu können …

Energie-Verschwendung

Leider gibt es bislang kaum Zahlen, wie hoch die Kosten für die nächtliche Beleuchtung in welt- oder auch europaweit pro Jahr sind. Doch alleine die etwa acht bis neun Millionen Straßenleuchten in Deutschland (inkl. der Beleuchtung von Plätzen und Brücken) verursachen aber bereits einen Energie-Verbrauch von umgerechnet rund 4 Milliarden Kilowattstunden pro Jahr (diese Zahlen gelten für die Jahre bis 2009). Das entspricht einem Gegenwert von knapp 800 Millionen Euro und zieht eine Produktion von mehr als zwei Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr nach sich. Und für die USA wurde schon vor mehr als 20 Jahren geschätzt, dass zu dieser Zeit pro Jahr etwa 1 Milliarde Dollar für die nächtliche Beleuchtung ausgegeben wurde.
Das Fatale: es ist bekannt, dass weltweit circa ein Drittel des Lichtes der Straßenbeleuchtung seitlich und nach oben abgestrahlt wird (direkt oder auch indirekt) und damit völlig nutzlos verloren geht. Diesen Anteil könnte man reduzieren (und dabei mehrere Hunderttausend Tonnen CO₂ pro Jahr einsparen), ohne dass es auf Straßen und Wegen dunkler würde.
Berücksichtigt man aber auch noch den unnütz abgestrahlten Anteil der Werbe-Beleuchtung, der Industriebeleuchtung und der Gebäudebeleuchtung (privat wie gewerblich), dann handelt es sich alleine auf Deutschland bezogen schnell um viele Millionen Tonnen CO₂ (und somit viele Milliarden Kilowattstunden Strom bzw. Energie), die man pro Jahr durch die Reduzierung der Lichtverschmutzung einsparen könnte.
Für ganz Europa, so Berechnungen, summieren sich die Kosten für verschwendetes Licht auf etwa 20 Milliarden Euro pro Jahr.
Somit ist klar, dass durch die Reduzierung der Lichtverschmutzung Kraftwerk-Leistungen signifikant reduziert werden könnten. Bezüglich der aktuellen Klimadebatte in Deutschland ist es mehr als verwunderlich, dass darüber kaum jemand spricht.
Die LED ändert kaum etwas. Oben genannte Zahlen gelten nicht für die (energie-)effiziente LED-Technik. Würde nur noch diese genutzt (was immer mehr kommen wird und auch fester Plan der EU ist), sollten diese Zahlen schrumpfen. Doch leider zeigt die Praxis schon heute, dass die Energieeffizienz der LED-Technik nicht zum Einsparen genutzt wird, sondern wegen ihres günstigen Preises vielmehr dazu, dass immer (noch) mehr davon installiert wird. Der Einspareffekt ist damit zunichte. Man spricht hier auch vom sogenannten Rebound-Effekt. Unterm Strich wird die LED-Technik den Energieverbrauch in Zukunft also wohl eher kaum senken bzw. ist vielmehr ein noch weiterer Anstieg an Energieverbrauch und CO₂-Emission zu befürchten.

Profiteure

Die Lichtverschmutzung bringt für manche Tiere allerdings auch Vorteile. Nämlich vor allem bei den Tierarten, die von denjenigen Insekten leben, die von nächtlichem Kunstlicht im großen Stil angezogen werden. Alle diese Tierarten finden an und um die Lichtquellen herum einen reich gedeckten Tisch.
So beispielsweise Spinnen, die gelernt haben, genau dort ihr Netz zu spannen. Oder unter anderem auch Igel, Frösche, Kröten und einige Mäusearten. Zudem finden sich an diesen Stellen auch bestimmte Fledermausarten, die vor Kunstlichtquellen nicht zurückschrecken und in deren Schein Fluginsekten jagen.
Was dann am Morgen am Boden an halbtoten oder toten Insekten und Insektenresten übrig ist, fressen Vögel, Spinnen und Laufkäfer. Diese hohe Insektenkonzentration ist alles andere als natürlich und hat dauerhaft negative Konsequenzen auf die Nahrungsnetze und Räuber-Beute-Beziehungen im gesamten Ökosystem.

„Würde Licht schreien, wäre es nirgendwo die ganze Nacht an.“

– Paten der Nacht –

Die genannten Inhalte entsprechen dem aktuellen Stand (2023) der Forschung im jeweiligen Bereich.

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